And in the end it doesn’t even matter!?
Es muß so grob um 2000/2001 gewesen sein, da besuchte ich ein Konzert in der Columbiahalle. In erster Linie waren wir natürlich für den Hauptact vor Ort – die Deftones waren damals einfach der heiße Shice. So heiß, dass sie sich auch einfach mal zwei aufstrebende NuMetal Kapellen für’s Vorprogramm gönnen konnten.
Zum einen waren das Taproot, die vermutlich heute keiner mehr kennt, die aber zumindest ich damals eigentlich recht passabel fand. Weiß aber auch nicht, ob es zu mehr als einem Album bei denen gereicht hatte.
Naja und zum anderen waren das Linkin Park – eine Band aus Los Angeles, die zu dem Zeitpunkt mit ihrem ersten Musikvideo im Fernsehen am Start war … One Step Closer. Musikfernsehen?! Verrückt, lag zwar in den letzten Zügen – aber gab es damals noch. Wie auch immer, diese Band sollte hingegen noch eine sehr hohe Relevanz entwickeln.
Tatsächlich haben für mich persönlich Linkin Park nie die riesige persönliche/emotionale Bedeutung erlangt, wie es durchaus bei anderen Kapellen der Fall ist, aber trotzdem kann ich nicht leugnen, dass auch ich dezent geschockt war, als ich gestern auf dem Heimweg die Meldung über Chester Benningtons Suizid gelesen habe.
Warum? Keine Ahnung, zum einen vermutlich weil Linkin Park in der damaligen Zeit in jedem Club rauf und runter liefen und das durchaus meine ausgiebigste Partyzeit gewesen ist. Zumindest die beiden ersten Alben haben für mich auch sehr gut funktioniert und sind ziemlich tanzbar gewesen.
Zum anderen vielleicht auch, weil ich zu erst dachte “Fuck – der war doch noch so jung.” – und ja, war er auch. 41 Jahre sind in dem Zusammenhang jung. Aber dann fiel mir auf, dass er damit auch nur marginal älter als ich selbst gewesen ist. Irgendwie halt definitiv My Generation .
Vermutlich schockte es mich aber auch, weil ich noch vor kurzem selbst sehr stark über das letzte Album gelästert habe – dazu gleich mehr.
Nun habe ich Linkin Park eigentlich irgendwann von meinem persönlichen Bildschirm verloren.
Auf sieben Studioalben haben es Linkin Park bisher gebracht. Dabei haben Sie auch ständig Veränderungen/Entwicklungen durchgemacht. Diese haben aber eben bei mir dazu geführt, dass ich so nach dem zweiten Album Meteora den Bezug verloren hatte, weil alles danach nicht mehr so ganz meinen Nerv traf. Wobei…dieses Kollaborationsalbum mit Jay-Z fand ich auch noch sehr gelungen.
Das letzte Mal habe ich mich vor kurzem mit Linkin Park befasst, als ich am letzten Album kein gutes Haar gelassen habe “gefälliger Radiopop, SellOut, Disney-Soundttrack, etc.”. One More Light war nun wirklich der komplette Absprung in eine ganz andere Richtung – aber für jemanden der die Band kontinuierlich als Fan begleitet hat, vielleicht dann doch eine logische Entwicklung.
Was man Linkin Park aber definitiv nicht absprechen kann, ist eben diese Vielseitigkeit und der Drang zum sich neu erfinden. Gerade um die 2000er rum, als an jeder Ecke wieder eine neue NuMetal Band aus dem Asphalt wuchs, waren Linkin Park eine der wenigen, die sich wirklich unique präsentiert haben – die nicht klangen wie diese eine oder auch diese andere Band. Den Mix aus Crossover, Rap, Alternative-Rock und Metal hat in der Art damals eigentlich keiner der anderen typsichen Vertreter hinbekommen. Denn sie haben zwar mit Stilen gespielt, aber eben auch wirklich gut … das wirkte nie wie “gewollt aber nicht gekonnt”. Mit dafür verantwortlich war neben dem großen musikalische Producertalents eines Mike Shinoda, eben auch die Leidenschaft und die einzigartige Stimme eines Chester Bennington.
Nun war ich nicht der Einzige, der das letzte Album wirklich nur “eher so mittel” fand. Kritik haben sich Linkin Park da sehr derb einfangen müssen. Kommerz-/SellOut-Vorwürfe hagelten zwar auch schon früher, hier war das aber auch nochmal eine Spur deutlicher und wie gesagt, eben auch von mir.
Mag sein, dass da finanzielles Kalkül hintersteckte… aber wenn man anfangen würde, eine Liste mit Musikern aufzustellen, denen man einen SellOut vorwerfen kann, dann wäre man vermutlich erstmal eine ganze Weile beschäftigt. Da wären dann auch Bands dabei, bei denen man aus ihrer polititischen/oder kulturellen Richtung noch schockierter sein dürfte. Woher wollen wir auch wissen, was das Business mit einem macht – und wohin einen das am Ende vielleicht sogar treiben kann.
Letztendlich haben Chester Bennington und Linkin Park Musik gemacht – und Musik ist einfach eine verdammt gute Sache.
Über ein halbes Dutzend Alben und eine bisher zwanzigjährige Bandgeschichte sprechen für sich. Auch wenn sie mich nicht lange halten konnten, so haben Sie etwas geschaffen, was für viele Fans einfach eine große Bedeutung hat.
Auch ihre Musik hat Menschen durch gute und schlechte Zeiten begleitet, auch ihre Musik verbinden Menschen mit wichtigen Erlebnissen in Ihrem Leben, auch ihre Musik hat vielleicht mal jemanden gerettet – und auch wegen Chester Benningtons tragischem Suizid werden nun viele Fans trauern.
Wie wichtig Musik oder Musiker für Menschen sein können, wird nun auch am Beispiel von Chester diskutiert. Noch vor wenigen Monaten hat er auf der Beerdigung seines guten Freundes Chris Cornell, nach dessen Suizid, “Hallelujah” von Leonard Cohen gesungen. Beide standen sich sehr nahe und Chester war sogar Patenonkel von Chris’ Sohn.
Der Soundgarden-Sänger hätte übrigens gestern, am 20. Juli Geburtstag gehabt.
… denn In the End mattert das dann doch alles irgendwie … für irgendwen!
Goodnight sweet prince,
Andi
RAISE YOUR GLASSES AND LISTEN TO SOME LINKIN PARK
Bild: norrelb ,creativecommons