Kentuckys „handmade“ Whisky – Maker‘s 46
In den USA schon seit langer Zeit ne feste Größe, hat der Maker’s 46
den Sprung über’n großen Teich erst jetzt geschafft. Grund dafür soll
die aufwendige Produktionsweise sein. Da hat Maker’s Mark nun wohl
endlich etwas nachjustiert bzw. aufgerüstet (mehr Lagerfläche).
Basis des 46ers ist ein vollständig gereifter, „normaler“ Maker’s Mark.
Seinen typisch weichen Geschmack und das charakteristische Aroma,
erhält er durch die Verwendung von rotem Winterweizen. Auf den sonst
oft übliche Roggenanteil in der Maische wird verzichtet. 10 getoastete
Stäbe aus französischer Limousin-Eiche, als Zugabe für jedes Fass,
machen aus’m Maker’s Mark den Maker’s 46. Aber warum die 46?
Es waren ursprünglich 123 unterschiedlich bearbeitete Stäbe als Test
im Einsatz. Stab Nummer 46 war der leckerste, gewann das Rennen
und brachte so auch den neuen Namen auf die neue Flasche.
Herkunft/Brennerei
„Es war einmal die schottische Familie Samuels …“. Nein, heut mal
kein Scotch – wir reden hier über‘n waschechten Bourbon, der aber
nen pa Besonderheiten hat. Das sieht man schon am eingesparten
„e“ in der eher schottischen Maker’s Mark Whisky-Schreibweise.
Maker’s Mark aus Loretto, Kentucky, hatte das Ziel, ‘nen milden Bourbon
zu produzieren. Nach diesbezüglich kleineren Anlaufschwierigkeiten,
verbrannten sie 1953 demonstrativ das 170 Jahre alte Familienrezept
der Samuels. Mit neuer Rezeptur ging’s frisch an’s Werk. Im Februar 1954,
wurden dann die ersten Fässer zur Reifung befüllt. Das war die Geburts-
stunde des Maker‘s Mark wie wir ihn kennen. Never change a running
system – die Ingredenzien blieben wohl bis heute weitestgehend gleich
und das „neue“ Rezept prägt bis heute den Charakter der Brennerei,
die zum japanisch-amerikanischen Beam-Suntory-Konzern gehört.
Fakten
Nach einer Lagerzeit von 6-8 Jahre, in ausgekohlten Fässern aus
Amerikanischer Weißeiche, wird der Whisky im Winter für 9 Wochen
veredelt. 10 getoastete Stäbe aus französischer Limousin-Eiche
kommen für diesen Zweck ins Fass und geben dem Maker’s 46
sein individuelles Charisma. Durch die zusätzliche Reifung erhält
der Bourbon nen eindeutig komplexeren Geschmack, behält aber,
trotz 47 Vol. % Alkohol, das typisch milde Maker’s-Aroma.
Preislich bewegt sich der Spaß so um die 45€ für 0,7 Liter.
Nase
Steckt man die Nase nicht zu tief ins Glas, überwiegt ne angenehm
süße Note, vanillig und auch irgendwie nach frisch karamellisiertem
Rohrzucker duftend. Die zusätzlichen Eichenstäbe bringen würzige
Röstaromen ins Spiel.
Warnung: Nicht zu gierig sein! Kommt das Riechorgan dem 46er
bei der Geruchsprobe zu nahe, kann der einem kräftig „in die Nase
beißen“ – der hat echt Power und die 47% machen ganz schön einen
auf „dicke Hose“.
Körper
Richtig schön vollmundig ist er, intensiv, langanhaltend, tatsächlich
auch relativ komplex und trotzdem irgendwie cremig mild.
Gaumen
Joa, na fast wie erwartet – geröstete Eiche, Vanille und Karamell
stehen in der ersten Reihe. Erstaunlicher Weise stiehlt ihnen schnell
noch ne andere, eher unerwartete Komponente die Schau.
Der Maker‘s 46 bringt ne richtig ordentliche Ladung Bitterstoffe mit.
Wer hätte das gedacht!? Naja, schaut man mal nen bisl genauer hin,
ist´s keine sooo dicke Überraschung. Tannin ist das Codewort.
Dieses Zeug (Bitterstoff aber auch mit für die schöne Farbe verantwortlich)
ist halt drin im Eichenholz … und Eiche haben wir hier ja genug.
Abgang/Nachklang
Langanhaltende Wärme macht sich breit, eichenholzige Aromen,
gerösteter Zucker oder leicht angebrannte Marshmellows mit
ausdauernder, leichter Schärfe – etwas pfefferig und weiterhin auch
etwas bitter.
Meinung
Wir möchten Bourbon nicht unbedingt als unser Whisky-
kernkompetenz bezeichnen. Den normalen Maker’s Mark
schätzen wir aber sehr und würden auch sagen, dass es sich
vom Preis-Leistungsverhältnis her, um einen der besten
Bourbons handelt, gerade für die Herstellung von Whiskycocktails.
Der Maker‘s 46 ist für mich sein großer, weltoffener, etwas vielseitigerer
Bruder, mit mehr Lebenserfahrung, Ecken, Kanten, Tiefgang
und Charisma.
Meine ehrliche Empfehlung: Whiskydrinks mit Maker‘s 46!
Nen Old Fashioned oder Horse´s Neck z.B. – die Röstaromen
und Bitterstoffe passen hier hier einfach perfekt ins Glas und
deshalb gibts in meinem Whiskyregal jetzt nen Generationswechsel.
Cheers & ahoi,
David
Ah, fast vergessen – natürlich kann ich Euch nicht die passende Musik
zur Review vorenthalten! Mein ganz persönlicher Maker‘s 46 Soundtrack
kommt von Johnny Cash und heißt At Folsom Prison.
Grandioses, bahnbrechendes Album – viel Spaß beim anhören!
Überblick
- Alter: irgendwas zwischen 6 und 8 Jahren
- Fass: Amerikanische Weißeiche
- Finnish: 9 Wochen im Fass mit Stäben aus französischer Limousin-Eiche
- Farbe: hat was von dunklem Bernstein
- Rauchigkeit: ne, nur leichte Röstaromen
- Umdrehungen: 47 Vol. % Alkohol
- Fassstärke: nope
- Typ: Bourbon
- Herkunft: USA
- Region: Kentucky
- Brennerei: Maker‘s Mark
- Abfüller: Eigentümer-Abfüllung
- Farbstoff: nö
Bilder: David Frikell
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